Seishi Yokomizo – Die rätselhaften Honjin-Morde

Gerade wird ein ungewöhnlicher Klassiker wiederentdeckt: Die Serie des japanischen Autors Seishi Yokomizo. Die “rätselhaften Honjin-Morde” ist das erste Buch von insgesamt 77. Und, gleich vorweg: Wer das Buch noch lesen möchte sollte auf keinen Fall (!) die Wikipedia-Seite dazu aufrufen.

Die Geschichte spielt im Winter 1937, auf dem japanischen Landsitz der Familie Ichiyanagi. Das dazugehörige Dorf erwartet die Hochzeit des ältesten Sohnes Kenzo mit seiner Verlobten Katsuko, als ein rätselhafter Fremder gesehen wird, der mehrere Personen nach der Familie ausfragt. Es wird später ermittelt, dass der Fremde Kontakt zu Kenzo hatte. Am selben Tag findet die Hochzeitszeremonie statt. Danach zieht sich das Brautpaar in das Nebenhaus zurück. In der Nacht hören anderen Bewohner Schreie und Musik aus dem Nebenhaus. Man eilt hinüber, aber das Haus ist von innen verriegelt. Der Zugang wird aufgebrochen und im Inneren wird das Brautpaar aufgefunden – beide tot, erstochen. Was ist passiert? Ginzo, der Onkel der Braut, beauftragt den privaten Ermittler Konsuke Kindaichi, das Rätsel zu lösen…

In dem Krimi-Klassiker von 1946 geht es um ein Genrethema: Der Mord im abgeschlossenen Raum. Wie kann ein Mord begangen worden sein, wenn die Türen und Fenster von innen verschlossen und unversehrt sind? Man merkt schnell, von welchen Büchern Seishi Yokomizo inspiriert war: Edgar Allen Poe, Arthur Conan Doyle, John Dickson Carr und weitere. Und so hat der Roman viele Elemente, die vertraut sind, obwohl die japanische Kultur und die Zeit, in der er spielt, fremd anmuten. Viele Begriffe werden genannt und im Glossar erklärt (z.B. ist ein Honjin eine ehemalige Herberge für hochrangige Regierungsbeamte auf Dienstreise). Die Geschichte der Familie wird beschrieben und hierbei gilt es, sich die Personen und Namen zu merken. Wer nicht Japan-fest ist kann oft aus den Vornamen nicht auf das Geschlecht schließen, hier ist Aufmerksamkeit gefragt! Um die örtlichen Gegebenheiten zu verstehen, ist eine Skizze von dem Anwesen und den gefundenen Indizien enthalten.

Mir hat das kurze Buch unerwartet viel Spaß gemacht. Es ist wunderbar, nach langer Zeit noch auf unentdeckte Klassiker zu stoßen. Wer das Genre mag, wird hier sehr gut unterhalten werden.


Das Buch ist in der Onleihe vorhanden.