Die lustigen Seiten des deutschen Literaturkanons

Syke – Literatur hat bekanntlich viele Facetten. Ihre humoristische Seite zaubert den Lesern und Zuhörern meist ein Lächeln ins Gesicht. Nicht anders erging es zahlreichen Besuchern, die am Freitagabend in der Syker Stadtbibliothek der Lesung von Dr. Lars Kaschke und Ulrich Hoferichter beiwohnten. Nur mit einem Unterschied. Das Lächeln steigerte sich zwischenzeitlich zu Lachsalven, und im Publikum breitete sich sehr schnell eine heitere Stimmung aus. Ein Applaus auf offener Bühne unterbrach einige Male den Vortrag. Und das lag sowohl an der Auswahl der Texte als auch an der gekonnten schauspielerischen Leistung der Interpreten.

Foto: Privat

Unter dem Titel „Humor in der Literatur“ lasen und rezitierten Kaschke und Hoferichter Texte, die eine zeitliche Spanne vom Barock bis zur Literatur der Gegenwart umfassten. Als sie zum Auftakt das sich in einzelnen literarischen Epochen ändernde Verhältnis zwischen Mensch und Schwein schilderten, war klar, dass die Zuhörer an diesem Abend viel lachen sollten.

Gotthold Ephraim Lessing, Johann Wolfgang von Goethe, Theodor Storm, Frank Wedekind, Wilhelm Busch, Ernst Jandl, Eugen Roth und Robert Gernhardt – ihre Werke sorgten durch ausgereifte Pointen, Wendungen und sprachlichen Witz für beste Unterhaltung.

Der häufige Wechsel zwischen den poetischen und prosaischen Texten steigerte den Unterhaltungswert zusätzlich. Als sehr geschickt und dementsprechend auch gelungen kann man die Einstreuung der Zweizeiler des inzwischen 80-jährigen Satirikers Karl Urban bezeichnen, dessen pointierte Epigramme witzig („Bei Adidas wurde eingebrochen. Die Polizei schickte sofort drei Streifen.“), teilweise aber auch skurril daherkamen („Er hat die Frau seines Lebens getroffen. Jäger wieder Single.“).

Die Auswahl der Interpreten brachte auch eine Vielfalt von Themen mit sich. Die Besucher erfuhren von einem irrenden Ritter, der zum reitenden Irren wird, sie wurden konfrontiert mit einem Erdmännchen und einem Raketenbauer, konnten den Gedanken eines Zugreisenden nachgehen, der aus Berlin nach Hannover fährt, aber eine Fahrkarte nur bis Wolfsburg löst.

Kaschke und Hoferichter gestalteten ihren Vortrag im ständigen Dialog miteinander, sie harmonierten prächtig und zogen so die Gäste in ihren Bann. Und so endete dieser kurzweilige Abend, der eine wunderbare Leichtigkeit in sich hatte, folgerichtig mit einem lang anhaltenden Applaus.

JURAJ SIVULKA

Quellenangabe: Kreiszeitung Syke/Weyhe/Stuhr vom 02.12.2024, Seite 9