„Alles hin.“ Die Mutter, das Geld, das Leben. – Der neue Roman von Wolf Haas

„Ich war angefressen. Mein ganzes Leben lang hat mir meine Mutter weisgemacht, dass es ihr schlecht ging. Drei Tage vor dem Tod kam sie mit der Neuigkeit daher, dass es ihr gut ging. Es musste ein Irrtum vorliegen.” Mit liebevoll grimmigem Witz erzählt Wolf Haas die heillose Geschichte seiner Mutter, die, fast fünfundneunzigjährig, im Sterben liegt. 1923 geboren, hat sie erlebt, was Eigentum bedeutet, wenn man es nicht hat. „Dann ist die Inflation gekommen und das Geld war hin.” Für sie bedeutete das schon als Kind: Armut, Arbeit und Sparen, Sparen, Sparen. Doch nicht einmal für einen Quadratmeter war es je genug. Endlich wieder ein neuer Roman von Wolf Haas. Ein großes, berührendes Vergnügen.

In einem Beitrag im SWR schreibt Frank Hertweck: Der Brenner-Autor einmal ganz anders, Wolf Haas` bisher persönlichstes Buch – eine Mutterschelte, ein Mutterlob und zugleich ein Roman darüber, ob man über das Leben wirklich schreiben kann.

Martin Oehlen schreibt in der Frankfurter Rundschau: Mit einem Ärgernis geht es los. Marianne Haas bittet den Sohn, ihren Eltern mitzuteilen, dass es ihr gut gehe. Der Sohn ist, wie er bekennt, „angefressen“. Nicht, weil die Eltern der Mutter, also seine Großeltern, schon vor einiger Zeit verstorben sind. Vielmehr hat die Mutter ein langes Leben lang behauptet, dass es ihr schlecht gehe. Jetzt ist sie 94 Jahre alt, geistig „nicht mehr ganz da“, wird in drei Tagen sterben und sagt: Mir geht es gut.

Humorvoll und tieftraurig – “Eigentum” ist komische Mutterbeschimpfung und lakonische Lobpreisung zugleich und vor allem ist dieser Roman ein echter Wolf Haas. Eine Rezension von Andrea Gerk im Kulturteil des WDR

Das Buch ist in der Onleihe ausleihbar. Es fehlt im Bestand der Stadtbibliothek, kann aber über die Fernleihe ausgeliehen werden.