
Los Angeles, 1992. Gerade hat die Öffentlichkeit das Video gesehen, in dem Rodney King von Polizisten verprügelt wurde. Es folgen Unruhen und bürgerkriegsähnliche Zustände in einigen Vierteln in der Stadt.
Ryan Gettis’ Buch spielt in den ersten sechs Tagen dieses Ausnahmezustands. Kriminelle nutzen die Gelegenheit, um Verbrechen zu begehen oder alte Rechnungen zu begleichen. Das Buch beginnt mit einem Mord, der aus der Opferperspektive geschildert wird. Danach wird wie bei einem Reigen von einer Person zur nächsten weitergeleitet.
Insgesamt wird aus der Perspektive von 17 Personen erzählt: Eine Krankenschwester, ein Feuerwehrmann, etliche Kleinkriminelle, Mitglieder von Straßengangs, ein Polizist, jemand, der anonym bleibt, ein gewisser „James“ und viele mehr. Fast alle sind Lateinamerikaner und alle sind miteinander verbunden durchleben die Tage auf ihre Weise.
Interessant ist auch die Entstehungsgeschichte des Romans: Gattis hatte zur Recherche für das Buch mit dem Chef einer Gang gesprochen, um die Perspektive derer zu erfahren, die damals dabei waren. Eine Bedingung für das Treffen war, dass der Autor bei jeder an ihn selbst gerichteten Frage immer unbedingt die Wahrheit sagen musste. Voller Angst und Aufregung hielt sich Gattis peinlich genau an die Regel, und stellte überrascht fest, dass er über Ehrlichkeit und Authentizität Vertrauen zu dem Mann aufbauen konnte. Nach dieser „Prüfung“ erhielt er Zugang zu weiteren Gangmitgliedern. Auch bei diesen hielt sich Gattis weiterhin an das Prinzip, möglichst authentisch zu berichten. In seinem TedX Vortrag führt er den Erfolg des Romans auf dieses Prinzip zurück.
Das Buch ist weder in der Stadtbibliothek noch in der Onleihe verfügbar.