
empfohlen von Ulrich Hoferichter und Kerstin Nowak
Der reiche Großwildjäger Hunter White möchte die “Big Five” vollmachen, nur ein Nashorn fehlt ihm noch. Um ein Spitzmaul-Nashorn abzuschießen, muss er ein Vermögen bezahlen, von dem ein Teil des Geldes der Stammesgemeinschaft zugute kommt, auf deren Territorium er jagt. Jedoch sind ihm Wilderer zuvorgekommen, denn Hunters Nashorn liegt tot im Sand der Savanne. Hunter ist sehr genervt, daraufhin erhält er von seinem Jagdführer ein unmoralisches Angebot: Dieser fragt ihn, ob er schon einmal von den “Big Six” gehört habe. Diese Nummer Sechs wäre die Jagd auf einen Menschen.
Hunter steht irgendwann mit seinem Gewehr im Busch und muss sich entscheiden, ob er schießt oder nicht. Beides hat negative Konsequenzen und wir als Lesende sind aufgefordert mitzuentscheiden und Partei zu ergreifen. Die flämische Autorin bringt der Leserin/ dem Leser das Thema “traditionelle Jagd in Afrika” sehr nahe, auch wenn sie/ er sich noch nie damit beschäftigt hat. Darf man Tiere überhaupt jagen? Was geht in einem Jäger vor, der mit der Waffe in der Hand auf der Lauer liegt? Ist es besser, die Trophäenjagden nicht mehr zu erlauben? Auch die westliche Moral wird hinterfragt. Sie ist “ein Luxusprodukt, das man sich leisten können muss, der Rest der Welt muss mit Pragmatismus auskommen,” diesen Kernsatz sagt ein Fährtenleser zu Hunter. Das Buch verstört und erschüttert zugleich. Ich finde, es ist äußerst spannend und mit großer erzählerischer Wucht geschrieben; es setzt viele Gedanken in Gang.
Das Buch ist im Bestand der Onleihe vorhanden, jedoch nicht in der Bibliothek.
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Verlagsinformationen sowie einige Fragen an die Autorin finden sie hier.
In der Sendung ttt (ARD) spricht die Autorin über ihr Buch. Das Video ist noch bis zum 24.3.2026 verfügbar. Hilka Sinnig schreibt an gleicher Stelle: “Man kann Greta Schoeters Roman als Aufforderung lesen, Denkmuster zu hinterfragen. Oder auch als mitreißenden Dschungel-Thriller.”
Der Literaturkritiker Denis Scheck bemerkt in einem Hörbeitrag im WDR 2: “Und dann wird dieses Buch so abgründig, böse und schwarz, als hätte sich Franz Kafka mir Erneut Hemingway zusammengetan, um einen Roman über die Jagd zu schreiben. Es ist irre spannend…”
Katja Weise empfiehlt den Roman im NDR Kultur: “Greta Schoeters hat vor allem die Frage bewegt, was uns das auch erzählt über den Blick, mit dem wir Afrika begegnen. Afrika, das es so gar nicht gibt, das sind ganz unterschiedliche Länder. Dass man das immer noch als so einen Kontinent, einen Vergnügungspark sieht, das sagt ganz viel über unseren `white guys´, unseren postkolionialen Blick, mit dem wir Afrika anschauen.”