Markus Thielemann – Von Norden rollt ein Donner

Die Lüneburger Heide ist ein trügerisches Idyll. Der Wolf ist wieder zurück, obwohl die Furcht der Menschen eher diffus bleibt und Wölfe sich kaum blicken lassen. Mit ihnen kehren alte Mythen und Geschichten zurück. Der Großvater des 19jährigen Jannes erzählt gern herum, wie er nach dem Krieg den letzten Wolf erschossen hat. Fraglich ist, ob das stimmt und dann taucht auch noch eine Neonazi-Familie auf… Jannes ist, wie auch sein Vater, Schäfer und treibt seine Schnuckenherde täglich auf die Heideflächen, begleitet vom Geschützlärm der riesigen Truppenübungsplätze. In der Nähe liegt das ehemalige KZ Bergen-Belsen.

Jannes weiß, dass es damals viele Zwangsarbeiter gab, die auf den umliegenden Höfen arbeiten mussten. Die Vergangenheit begegnet Jannes in Visionen und Träumen, in denen er immer wieder eine Frau mit dem Namen “Rose” sieht. Jannes versucht zu ergründen, welche Rolle diese Frau spielte, von der auch seine demente Großmutter wiederholt erzählt.

Besonders gefallen haben mir die Dialoge innerhalb der Familie in wortkarger Sprache – darin spiegelt sich das Beklemmende der rauen Landschaft wider. Uli Hofen vom WDR (s.u.) bezeichnet das Buch als eine Art “Anti-Heimatroman”. Mit der falschen Idylle wird aufgeräumt; es gibt tiefe Abgründe und Familiengeheimnisse. Die Heide steht dabei sinnbildlich auch für Deutschland und seine Geschichte. Der Roman ist spannend zu lesen, man muss sich allerdings auf die auftauchenden Visionen einlassen können.

“Von Norden rollt ein Donner” befindet sich auf der Shortlist für den Deutschen Buchpreis 2024. Das Buch ist sowohl im Bestand der Stadtbibliothek als auch in der Onleihe zu finden.

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Markus Thielemann selbst spricht im NDR in einem kurzen Filmbeitrag über sein Buch und seinen persönlichen Blick auf die Heide.

Jens Büchsenmann schreibt im NDR-Kultur: Mit seinen 32 Jahren ist Thielemann ein großer Roman gelungen, der in einer kraftvollen Sprache voller Poesie zugleich modern und spannend erzählt wird.

Im WDR bemerkt Uli Hufen: Die Heide lieben kann man trotzdem. Für den Wind, für die Farben und die Weite. Und dass der chauvinistische, deutsch-nationale Heimatdichter Hermann Löns von seinem Sockel gestoßen wird, das war ohnehin überfällig.

Sebastian Fischer rezensiert das Buch im Westfalen-Blatt: Der Text ist ein Glanzstück der Entschleunigung und ein faszinierender Heide-Text, der vor der verqueren Heimatideologie der Blut-und-Boden-Neuansiedler nicht zurückschreckt.


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