Syke. Zwei Männer sprechen über Bücher. „2MannBuch” haben Andreas Heineke und Sven Jachmann diese ldee genannt und einen Podcast daraus gemacht. Der ist in der Regel über die lnternetseite der beiden oder über diverse Streamingdienste zu hören – außer am Donnerstagabend. Da waren die beiden Männer in Syke. Auf Einladung des Fördervereins der Syker Stadtbibliothek nahmen sie im Veranstaltungsraum der Kreissparkasse eine neue Folge ihres Podcasts live vor Publikum auf. Und das auf so unterhaltsame und charmante Art, dass sich die Besucher einig waren: ,,Gerne mehr davon!”
Gleich zu Beginn verrieten die beiden, was die Besucher bei diesem Podcast nicht erwarten dürfen: Verrisse. „Damit kann ich nichts anfangen“, bekannte Andreas Heineke. Statt einer Warnung – ,,Lesen Sie auf keinen Fall dieses Buch!“ – wollen die beiden leidenschaftlichen Bücherfreunde lieber Bücher empfehlen, die ihnen ausgesprochen gut gefallen haben. Rund zwei Wochen brauchen sie, um ein Buch zu lesen und zu entscheiden, ob sie es in ihrem Podcast aufnehmen.
Wie sie das machen, demonstrierte Sven Jachmann gleich mit seiner ersten Buchvorstellung: ,,Der Held vom Bahnhof Friedrichstraße” von Maxim Leo. „Eine Mediensatire”, wie der Journalist und gelernte Radio-Moderator verriet, ehe er dem Publikum berichtete, was ihm an diesem Buch so gefällt.
Gemeinsame Leidenschaft für Bücher
Die Profession als Journalisten teilen sich die beiden ebenso wie ihre Leidenschaft für Bücher. Beides kommt bei ihrem Podcast gut hörbar zugute. Klar und eloquent, garniert mit amüsanten und auch informativen Anekdoten aus ihrer eigenen Erfahrung als Journalisten oder in Heinekes Fall zusätzlich als Autor führten sie das Publikum gekonnt durch den Abend. Mitunter plauderten sie so richtig aus dem Nähkästchen. ,,Wir sind ja unter uns“, merkte Heineke mit einem Augenzwinkern an.
Dabei waren die Zuhörer durchaus nicht auf die reine Empfangsrolle beschränkt. Immer wieder wurden sie in den Vortrag eingebunden.
Heineke und Jachmann fragten nach Lieblingsbüchern und wer wollte, konnte ein mitgebrachtes Buch auch selbst vorstellen. Diese Möglichkeit wurde allerdings nicht so genutzt, wie es möglich gewesen wäre. Zu ungewohnt erschien wohl das Format, das eher einem großen Leserstammtisch glich als einem Vortrag, auch wenn eine Zuhörerin bekannte: ,,Ich könnte euch noch eine Stunde zuhören!”
lnteraktion mit dem Publikum
Wie das mit der lnteraktion funktionieren kann, zeigte dagegen Ulrich Hoferichter, Vorsitzender des Fördervereins der Bibliothek Syke. Die beiden Podcaster ließen ihn Platz nehmen und er präsentierte „Der Klang der Erinnerung”, eine Coming-of-Age-Geschichte über die Kraft der Musik und der Freundschaft von Jo Browning Wroe. Zuvor musste der ehemalige Deutsch- und Mathelehrer den beiden Moderatoren allerdings erst mal Rede und Antwort stehen. In Erinnerung an ihren eigenen Deutsch-Unterricht, „traumatisiert von Reclam-Heften“, wie Jachmann es nannte, wollten die beiden wissen, ober er seine Schüler auch „gequält” habe. Mit Büchern, die man angeblich lesen muss, aber nicht lesen will und „auch nicht wirklich lesen muss”. Nein, konnte Hoferichter beruhigen. Wie bei dem podcast der beiden gehe es im modernen Deutsch-Unterricht mehr um die Freude am Lesen. Und darum, die Schüler dort abzuholen, wo sie in ihrer Erfahrungswelt stehen, nicht mehr um irgendwelche Literaturkanons, die abgearbeitet werden müssen. Die beiden Buch-Podcaster vernahmen es mit Erleichterung.
Munter ging der Abend wie im Fluge weiter. Miteinander und mit dem Publikum plauderten Heineke und Jachmann über ihr Lesevorlieben, Verkaufszahlen oder auch mal die Marketingtricks von Verlagen. Sie verrieten, wie nicht alltäglich sich die Aus
Wahl ihrer Bücher manchmal gestaltet-„Bei diesem Buch fand ich das Cover so ansprechend.” – und verrieten dabei auch, warum sich Seitenblicke in Buchhandlungen, abseits der in der Mitte aufgestellten-Tisch lohnen. Das alles trug zu einer entspannten, gemütlichen Atmosphäre bei, die Heineke und Jachmann ebenso wie die Besucher gut länger ausgehalten hätten. Aber einmal ist bekanntermaßen keinmal und so verlieh am Ende vor dem lang anhaltenden Applaus eine Besucherin der Hoffnung Ausdruck, „dass ihr wiederkommt!”
Aus dem Syker Kurier von Sarah Essing