Lesung von Andreas Heineke

Ein akribischer Rechercheur

Von Bärbel Rädisch  aus Syker Kurier vom 19.03.2022

Syke. Einem Wiederholungstäter gelang es am Donnerstag den Zuhörern in der Syker Bibliothek ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Nach langer Pandemiepause hatte der Förderverein wieder zu einer der so beliebten Lesungen einladen können, wenn auch mit  begrenzter Zuhörerzahl. Der Vorsitzende Ulrich Hoferichter strahlte mit dem Publikum und dem Autor Andreas Heineke bei seinem zweiten Auftritt in Syke um die Wette.

Auf dem Programm stand an diesem Abend der inzwischen dritte Kriminalroman über den in der Provence ansässigen Gendarm Pascal Chevrier „Fälschung á la Provence“. Ging es im ersten Band der Reihe um Trüffel, im zweiten um Gourmetbruderschaften und Tierschützer, hat der Autor  dieses Mal Kriminelles in der Kunstszene beleuchtet. Zugute kommen ihm dabei seine überaus akribischen Recherchen. Er ist mit dem Maler Ralf-Rainer Odenwald befreundet, der ihn fachlich unterstützen konnte. Einen weiteren Pluspunkt, sich Wissen anzueignen, um es in den Romanen umzusetzen, erfuhr das Publikum im Lauf des Abends. Immer wieder legte Heineke das Buch zur Seite und plauderte aus, dass er als Film-Autor, Regisseur auch als TV-Produzent, zum Beispiel für die NDR-Talkshow, Interwies vorab mit den jeweiligen Gästen führte. Er besuchte manche in ihren Häusern oder etwa Joe Bausch, den Gerichtsmediziner aus dem WDR-Tatort, an dessen tatsächlichem Arbeitsplatz als Gefängnisarzt. „Wann hat man schon mal Zutritt im Knast?“, sein Kommentar. Dass einer der berühmtesten Kunstfälscher auch zu einem Gesprächspartner gehörte, dürfte ihm für „Fälschung á la Provence“ durchaus zupass gekommen sein. Ein gewisser Monsieur Platin, Spezialist für Picasso-Fälschungen, ist seine Romanfigur. Den Anstoß sich dem Kunst-Genre zu widmen, gab allerdings ein Beitrag in der Kultursendung „Aspekte“ über das Schloss Vauvenargues bei Aix-en-Provence. Hier lebte Picasso von 1959 bis 1961 und fand seine letzte Ruhestätte. Von Juni bis September kann an Führungen teilgenommen werden, die Catherin Hutin ermöglicht. Sie ist die Tochter der zweiten Ehefrau Picassos, Jaqueline. An einer dieser Führungen nahm Heineke mit Ehefrau Marga und der einjährigen Tochter teil. „Unser Kind testete allerdings, wie schön Geschrei in einem Schloss hallt. Meine Frau wurde dann diskret in den Garten gebeten. Begeistert sammelte unsere Kleine dort Steine auf. Obwohl überall hingewiesen wurde, nichts anzufassen, sind wir jetzt Besitzer von Steinen aus dem Garten Picassos“, gibt der Autor mit einem Schmunzeln zu.

Im Roman ermittelt Gendarm Pascal Chevrier in einem fiktiven Ort im Luberon, der allerdings als Pseudonym für die etwa 1000 Einwohner starke Gemeinde  Lourmarin steht. Hier mietet sich der gebürtige Hamburger Heineke, der seit 22 Jahren in Schafstedt im Dithmarschen lebt, im Januar/Februar ein Zimmer und schreibt. „Der Vermieter wunderte sich, was ich in einer Zeit, in der keine Touristen anreisen, hier eigentlich mache. Im kann dann im Café sitzen mit den Einheimischen. Es herrscht kein Trubel und ich konnte die unzähligen Galerien aufsuchen, von denen es fast so viele gibt wie  Delikatessengeschäfte“, erzählt er. „Und um Nahrhaftes, auch immer mal wieder Trüffel, geht es in allen Romanen“, ergänzt er. Der Hund des Ermittlers trägt den schönen Namen Bordeaux. Und der vierte Fall á la Provence wird 2023 erscheinen, dann geht es um Wein, vielleicht passenderweise zum Hundenamen, erfährt das Publikum. Ob er sich vorstellen könne, auch mal einen Kriminalfall im Dithmarschen anzusiedeln, fragte ein Besucher im Anschluss an die Lesung. Heineke hat den Reiseführer „111 Orte in Dithmarschen, die man gesehen haben muss“ geschrieben. „Das würde, glaube ich, am Platt der Region scheitern. Das kann ich nicht sprechen“, sagt einer, der behauptet, das Französische auch nicht besonders gut zu beherrschen. Auf jeden Fall gelang es ihm, der Zuhörerschaft an diesem Abend mit der Lesung eine Sehnsucht zu vermitteln, sich vielleicht auch einmal auf den Weg zu machen in die Provence nach Lourmarin. Als Weinliebhaber dürfte Ulrich Hoferichter sicher gerne auf dem einen oder anderen Weingut den Autor bei seiner Recherche begleiten.