
Die in Deutschland geborene Autorin vergleicht in ihrem Debütroman den geographischen Umriss des Iran mit dem Bild einer Katze. Sie schreibt vom öffentlichen Leben, das vor allem Frauen keinerlei Freiheiten erlaubt und vom privaten Leben, das im Verborgenen hinter den Mauern der Häuser stattfindet. Jina Khayyer erzählt die Geschichte von Exil, Unterdrückung, Freiheit und auch von der Emanzipation iranischer Frauen. Ausgangspunkt für den Roman sind die Proteste 2022/23 nach der Ermordung der kurdischen Iranerin Jina Mahsa Amini durch die Sittenpolizei, weil sie “unislamische Kleidung” getragen habe.
Die Protagonistin, die ebenfalls Jina heißt und aus dem Iran stammt, lebt als Journalistin in Frankreich. Ihre Schwester und ihre Nichte Nika leben im Iran und beteiligen sich regelmäßig an illegalen Protesten. Nika bittet Jina, kleine Filme, die sie mit dem Handy von Demonstrationen, Trauerfeiern oder Aktionen gegen das Mullah-Regime aufgenommen hat, in Europa zu verbreiten, damit die Welt von der Unterdrückung erfährt.
Gleichzeitig erinnert sich Jina voller Sehnsucht an ihre erste Reise in einem Taxi durch das Land, als ihre Schwester und die Reiseführerin Iman, die sich dazu als Mann verkleiden musste, ihr die Schönheit von Persepolis, Isfahan und Shiraz zeigten und mit ihr zusammen den Rosengarten des Dichters Hafis und die Derwische in der Wüste besuchten. Alle Begegnungen lassen den Roman sehr menschlich wirken und zeigen die Gastfreundschaft der Menschen und die Bedeutung von Familie auf. Auch die Erinnerung daran, dass die Generation der Großmütter weitgehende Freiheiten hatten, fehlt nicht.
Ein sehr mutiger, zutiefst berührender Roman, der lange nachwirkt. Für mich ist “Im Herzen der Katze” eines der stärksten Bücher, die ich in diesem Jahr gelesen habe. Das Buch stand auf der Longlist für den Deutschen Buchpreis 2025.
“Im Herzen der Katze” gibt es auch als Hörbuch; es ist noch bis Anfang Dezember kostenlos in der ARD-Audiothek abrufbar.
Das Buch ist im Bestand der Onleihe vorhanden und demnächst auch in der Stadtbibliothek ausleihbar.
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Die Autorin, die wie ihre Protagonistin ebenfalls in Frankreich lebt, spricht im SWR über ihren Roman.
