Maxim Leo – Wo wir zu Hause sind

empfohlen von Kerstin Novak:

Die Geschichte meiner verschwundenen Familie

Die Familie Leo wird bei der Flucht vor den Nazis in alle Welt zerstreut:

Irmgard und Hans (später Nina und Hanan), zwei Berliner Jura-Studenten, gelingt es, nach Israel zu gehen und in einem Kibbuz ihre Kinder großzuziehen. Sie müssen sich damit abfinden, ein entbehrungsreiches Leben zu führen und hart zu arbeiten, auch nach Prinzipien, die ihnen bisher unbekannt sind im Vergleich zu ihrer Berliner Vergangenheit.

Hilde, Irmgards Schwester, emigriert mit dem Gründer der KPD, Fritz Fränkel, zunächst nach Frankreich und flieht später mit ihrem Sohn André nach England. André lebt in verschiedenen  Familien und Internaten; er beißt sich durch, darf nie von seiner Herkunft erzählen und erhält später ein Stipendium für ein Studium.

Ilse, die Kusine der Schwestern, lernt im Internierungslager Gurs ihren späteren Mann, einen Österreicher kennen; beide leben bis zum Kriegsende im Untergrund.

Der Autor hat Mitglieder seiner Familie in verschiedenen Ländern besucht und deren Geschichten zugehört, um daraus eine „Familienhistorie“ zu schreiben. Dabei stehen vor allem drei Frauen im Vordergrund, die in den 30ger Jahren Deutschland verließen.

Heutzutage schließt sich der Kreis: Kinder und Enkelkinder sind über das Internet in Verbindung oder kehren nach Berlin zurück, in die Heimat ihrer Vorfahren.

Mich hat diese Familiengeschichte sehr berührt; die erzählten Lebensgeschichten der drei Frauen bekommen „Gesichter“, nicht zuletzt durch Fotos, die in das Buch eingefügt wurden. Beim Lesen wird nebenbei Geschichtswissen vermittelt, z.B. über das Leben in den Internierungslagern in Frankreich, aus denen später zuerst die Juden Richtung Osten abtransportiert wurden oder die Vorbereitung britischer Jugendlicher auf den Krieg. Ein wichtiges Zeugnis der NS-Geschichte!


In der Süddeutschen Zeitung finden Sie eine ausführliche Besprechung des Buches.

Einen Rezension auf den Seiten des Deutschlandfunks finden Sie hier.

Bibliografisches und weitere Informationen finden Sie auf der Internetseite des Verlags

Das Buch befindet sich im Bestand der Stadtbibliothek Syke und kann auch in der ONLEIHE ausgeliehen werden.


Kommentare

Eine Antwort zu „Maxim Leo – Wo wir zu Hause sind“

  1. Avatar von Wolfgang Hunze
    Wolfgang Hunze

    Ein wirklich sehr berührendes Buch, das einen Blick auf die Menschen jüdischer Herkunft wirft, die zwar dem Schrecken des Holocausts durch rechtzeitiges Verlassen ihrer Heimat entgehen konnten, aber doch von dem Unrecht, das sie erleben mussten, tief beeinflusst sind.