Empfehlung von Eva-Maria Meyer |
Als sechsjähriger Junge kommt Max mit seinen Großeltern aus Russland in Deutschland an. Das Buch erzählt die Geschichte einer Kindheit und Jugend und dem Bemühen um Integration aus der Sicht von Max. Der dominierende Charakter ist aber die Großmutter. Die Auswanderung hat sie zu einer harten Frau gemacht. Kaum ein Satz von ihr, der nicht diskriminierend, beleidigend, herablassend ist. Max wird von ihr als Schwächling und Krüppel angesehen. Als der Großvater sich verliebt und mit einer jüngeren Frau ein Kind bekommt, scheint die Katastrophe perfekt. Und genau an diesem Punkt zeigt sich nicht nur die Härte, sondern auch die Stärke der Großmutter. Sie ist es, die die Familie zusammenhält. Sie vergibt nicht nur ihrem Mann. Sie kümmert sich auch um seine Geliebte und das uneheliche Baby. Spätestens an diesem Punkt erkennt man plötzlich die Liebe, die ihr Handeln motiviert. Denn Max ist eigentlich ihr Goldjunge, für den sie alles tun würde.
Die Faszination des Romans geht von der Großmutter aus. Mit allen ihren Schwierigkeiten, ihrer Härte und verbalen Brutalität auf der einen Seite und ihrer selbstverständlichen Vergebungsbereitschaft, ihrer Liebe und Fürsorge auf der anderen Seite, ist sie ein zutiefst verwirrender und widersprüchlicher Charakter. Vielschichtig, tief, bitterböse und erstaunlich sanft erzählt Alina Bronsky diese Geschichte, die auch in der aktuellen Flüchtlingspolitik zu denken gibt.
Eva-Maria Meyer (Leiterin der Stadtbibliothek Syke)
Besprechung im Deutschlandfunk
Weiteres finden Sie auf der Internetseite des Verlags.
Das Buch befindet sich im Bestand der Stadtbibliothek Syke. Zudem kann es auch über die Onleihe ausgeliehen werden.
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