Lesung zu Dylan Thomas

Am Dienstag, den 11.03.25 lasen Christian Bergmann, langjähriges Mitglied der Shakespeare-Company Bremen, und Jürgen Puls, Mitglied im Förderverein der Stadtbibliothek, Gedichte, Erzählungen und den Beginn des Hörspiels „Unter dem Milchwald“ von Dylan Thomas. Das Forum war mit über 30 Personen gut gefüllt. Aber diese Veranstaltung hätte mehr Aufmerksamkeit verdient.

Christan Bergmann und Jürgen Puls bei der Lesung zu Dylan Thomas
Christan Bergmann und Jürgen Puls

Schon der Titel des Hörspiels verrät, dass es sich um nicht alltägliche Werke eines zu Unrecht vergessenen Autors handelt.

Dylan Marlais Thomas wurde am 27.10.1914 in Swansea, Wales, geboren und starb 1953 mit nur 39 Jahren während einer Lesereise in die USA in New York.

Er galt als modern, fordernd, ironisch. Er war ein Autor, der der Literatur neue Impulse gab.

Christian Bergmann bei der Lesung zu Dylan Thomas
Christian Bergmann

Trotzdem sind nur wenige seiner Werke in britischen oder anderssprachigen Anthologien zu finden. Das mag an seiner außergewöhnlichen Leidenschaft für den Alkohol liegen, die sicherlich Mitschuld an seinem frühen Tod gewesen ist.

In deutscher Sprache gibt es einige z.T. von Erich Fried übersetzte Texte, das bekannteste ist das schon oben genannte Hörspiel „Unter dem Milchwald“.

Alle Texte des gestrigen Abends wären einer Würdigung und einer ansatzweisen Interpretation wert gewesen.

Dylan Thomas Essay „Ein Brief an meine Tante über den rechten Zugang zu moderner Lyrik“, ist ein ironischer, satirischer Text, in dem Thomas sich über die oft schwierige und unzugängliche Natur moderner Dichtung lustig macht. Gleichzeit überspitzt er aber auch die Reaktionen der konservativen Leser, die grundsätzlich einen sofortigen Zugang zu dem Gelesenen erwarten. Er persifliert dabei die gängigen Vorurteile gegenüber moderner Dichtung – etwa, dass sie sinnlos, überkompliziert oder zu weit von den traditionellen Formen entfernt sei. Gleichzeitig zeigt er, dass Lyrik nicht sofort verständlich sein muss, sondern sich durch Klang, Rhythmus und persönliche Interpretation erschließen lässt. Er argumentiert, dass man sich Gedichte ähnlich wie Musik oder Kunst annähern sollte – also über Emotionen, Assoziationen und klangliche Ästhetik, anstatt nach einer richtigen Bedeutung zu suchen.

Das Gedicht „Geh nicht gelassen in die gute Nacht“ ist mehrdeutig.

Als Dylan Thomas das Gedicht schrieb, lag sein Vater im Sterben. Es ist in diesem Zusammenhang als Appell an den Vater zu sehen, gegen den bevorstehenden Tod anzukämpfen, also “Do not go gentle into that good night, rage rage against the dying of the light!”

Jürgen Puls bei der Lesung zu Dylan Thomas
Jürgen Puls

Andererseits wird dieses Gedicht auch im Film „Interstellar“ zitiert, in dem das Ende der Menschheit thematisiert wird.

In der Erzählung „Ein Blick aufs Meer“ wird ein Junge beschrieben, der inmitten der typischen walisischen Landschaft einen freien Tag genießt. Seine Gedanken schweifen ab, die wunderschöne Natur und der sonnige Tag werden plötzlich zu einer Gefahr für ihn und eine Prinzessin, die er in seiner Fantasie gesehen hat. Ob das Mädchen in einem zerrissenen Kleid, das plötzlich aus einem der Bäume herabgestiegen ist und von dem er sich bedroht fühlt, real oder eine Folge seiner fantastischen Geschichte ist, ist auf den ersten Blick nicht eindeutig.

Man erkennt, dass das Programm vielfältig und sehr gut zusammengestellt worden ist. Die Lesenden überzeugten mit einer professionellen Vorstellung, die das Publikum ihren Ausführungen gespannt und konzentriert lauschen ließ. Am Ende waren beide Seiten – Zuhörende und Lesende – absolut begeistert. Gerne würden wir das Duo wiedersehen und -hören.