Edgar Selge beschreibt in seinem Erstlingswerk seine Kindheit in einer bildungsbürgerlich geprägten Familie. Das Verhältnis zum Vater, nicht nur Gefängnisdirektor einer Jugendstrafanstalt, sondern auch sehr guter Pianist, steht im Zentrum dieser autobiografischen Erzählung. Dieser Vater ist dem Sohn einerseits durchaus liebevoll zugewandt, andererseits aber auch aufbrausend und gewalttätig.
Die Geschichte wird aus Sicht des zwölfjährigen Edgars erzählt. Dabei beeindruckt besonders, wie es Selge gelingt, den richtigen Ton zu treffen, zwar kindgemäß aber auch ernst und nachdenklich.
Selge beschreibt eine Zeit, die noch geprägt war vom Nationalsozialismus, dem sich ja auch das Bildungsbürgertum nicht verschlossen hat, in der sich aber schon die Entwicklung zu der 68er-Bewegung abzeichnet. Das alles aber ausschließlich mit Sicht auf die Familie und deren Umfeld.
Eines der lebenswertesten Bücher des Jahres.
Wolfgang Hunze
Rezension im Deutschlandfunk
Mit 73 Jahren legt der Schauspieler Edgar Selge seinen ersten Roman vor. Darin erzählt er – autobiografisch gefärbt – von einer bürgerlichen Kindheit um 1960, geprägt von väterlicher Gewalt und Hauskonzerten. Dabei führen die Schmerzpunkte des Kindes zu den Fragen und Zweifeln des erwachsenen Erzählers.
Beitrag des Rundfunksenders NDR-Kultur
Der Vater, so schreibt Selge, war ein “besonders gut klavierspielender Gefängnisdirektor” – im westfälischen Herford leitete er eine Jugendstrafanstalt. Die regelmäßig stattfindenden Hauskonzerte waren die wichtigsten Ereignisse im Jahr: Vormittags spielte Dr. Selge für die “Jungs aus der Anstalt”, abends für die Akademiker-Freunde. Die ganze Familie war in Aufruhr. Der Sohn erzählt davon aus kindlicher Perspektive.
SWR 2-Kultur
Im “lesenswert” Quartett stellt Ijoma Mangold das Buch von Edgar Selge vor. Er ist über 70 Jahre alt und hat ein Roman-Debüt mit autobiografischem Hintergrund geschrieben. Alle Teilnehmenden sind hellauf begeistert und empfehlen das Buch zur Lektüre.
Rezension von Michael Krüger aus der Süddeutschen Zeitung
Großer Ernst, fabelhafte Lakonie und ein siebter Sinn für den richtigen Ton: Edgar Selges Erstling über die unmusikalische Mutter und den klavierspielenden Vater, der ein latent antisemitischer Gefängnisdirektor war.
Das Buch gehört zum Bestand der Stadtbibliothek und ist auch in der Onleihe zu finden.
Wer YouTube nicht scheut, kann sich unter diesem Link ein Gespräch, das Wolfgang Heim im Rahmen der Reihe “SWR – Leute” mit Edgar Selge führt, anschauen bzw. anhören. Neben dem hier angesprochenen Buch erfährt man dabei aber auch einiges über den Schauspieler und die Person Edgar Selge.
Kommentare
Eine Antwort zu „Edgar Selge – Hast du uns endlich gefunden“
Ich habe das Buch “Hast du uns endlich gefunden?” vor kurzem als Hörbuch gehört und war nicht nur vom Inhalt sehr begeistert, sondern auch davon, wie Edgar Selge seinen Roman äußerst authentisch und einfühlsam vorliest. Eine ganz große Empfehlung auch für das Hörbuch!