Dörte Hansen – Zur See

Nach “Altes Land” und “Mittagsstunde” ist dies der dritte Roman der Autorin. “Zur See” spielt auf einer beliebigen Nordseeinsel, die vom Tourismus lebt. Die Einheimischen haben gelernt, zum Leben auf der Insel die Tagesränder zu suchen, wie die Autorin schreibt. Nach und nach stellt Dörte Hansen die Mitglieder der Familie Sander vor. Sie alle sind angeschlagen, vom Leben gezeichnet und versuchen, mit dem Leben dort klarzukommen. Ryckmer hat sein Kapitänspatent verloren, weil er Alkoholiker ist; er arbeitet nur noch auf einer Fähre, die die Touristen auf die Insel bringt. Seine Schwester Eske arbeitet im Pflegeheim und hat eine Beziehung auf dem Festland, der jüngste Bruder Henrik sammelt Strandgut und lebt davon. Ihr Vater Jens ist einsamer Vogelwart und die Mutter Hanne versucht, die Familie zusammenzuhalten.

Dörte Hansen erzählt von Entwicklung und Veränderung des Insellebens, angefangen von den 1960er Jahren bis heute. Die Feriengäste der Vergangenheit sind Kurzurlauber geworden, Hotels mit Spa schießen aus dem Boden. Traditionen werden zur reinen Touristenshow.

Die Autorin erzählt in einer ganz besonderen Sprache, die dem Wechselspiel von Ebbe und Flut entspricht und bisweilen melancholisch klingt; sie benutzt kaum Dialoge und stellt Fragen, die die Leserin / den Leser zum Nachdenken bewegen. Ein Buch, das lange nachhallt, auch, wenn es wenig Handlung gibt und Dörte Hansen mehr eine Beobachterin ist.

Der Roman ist auch als Hörbuch erschienen; Nina Hoss spricht den Text sehr einfühlsam. “Zur See” ist im Bestand der Stadtbibliothek vorhanden, jedoch noch nicht in der Onleihe.

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Kerstin Nowak

Maren Ahring schreibt im NDR Kultur: “Zur See” ist Dörte Hansens bislang bestes Buch. Vor allem, weil sie so einen besonderen Ton dafür gefunden hat, an dem sie lange getüftelt hat.

Thomas Andre vom Hamburger Abendblatt lobt die Autorin: Wer wo wie gestrandet ist, ist eines der Themen dieses Buchs. Dörte Hansen präsentiert ihre Heldinnen und Helden sensibel, auch die Nebendarsteller.

Im Bayrischen Rundfunk bemerkt Sabine Zapplin: Eine Geschichte von jenen Orten, die Hochglanzmagazine zu Sehnsuchtsorten erklären für eine Gesellschaft, die gleichzeitig der Zerstörung dieser Gegenden tatenlos zuschaut, mehr noch: durch ihren gelebten Alltag maßgeblich daran beteiligt ist.

Der Lebenslauf der Autorin und ihr Werk werden auf wikipedia ausführlich beschrieben.

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