Bernhard Schlink – Die Enkelin

Empfehlung von Elke Heins |

„Die Enkelin“ ist ein interessantes Buch über die deutsche Geschichte und die Gegenwart.

Im Sommer 1964 lernen sich Birgit und Kaspar in Ostberlin bei einem Studententreffen kennen.

Sie verlieben sich ineinander und Kaspar verhilft Birgit zur Flucht in den Westen.

Viele Jahre später nach Birgits Tod entdeckt Kaspar in ihren Aufzeichnungen, was sie im Osten alles zurücklassen musste. Kurz  vor ihrer Flucht gebar sie eine Tochter, die sie im Osten zurückließ, und von der sie nicht weiß, wie und wo diese aufgewachsen ist. Sie hatte Kaspar nie von ihrer Tochter erzählt. Dieses Geheimnis stand immer zwischen ihnen. Es belastet sie mit den Jahren zunehmend, was aus ihrer Tochter geworden ist.

Kaspar macht nun das, was sie immer wollte, aber nicht schaffte, er sucht nach der Tochter. Die Suche wird zu einer Reise in die Vergangenheit und einer Begegnung mit den Wunden und Narben, die DDR, Wende und Anpassung des Ostens an den Westen hinterlassen haben. Als er die Tochter schließlich findet, lebt sie verheiratet in einer völkischen Gemeinschaft auf dem Land. Sie hat eine 14jährige Tochter, die sich freut, dass  auf einmal ein Großvater in ihr Leben tritt. Auch Kaspar ist glücklich, eine Enkelin zu haben. Sie leben in völlig fremden Welten. Kaspar versucht behutsam, Sigrun (die Enkelin) zu gewinnen und ihr ein anderes Weltbild als das engstirnige ihrer Eltern zu vermitteln. Kann er sie erreichen?

Bernhard Schlink, geb. 1944 bei Bielefeld, ist Jurist und lebt in Berlin und New York. Sehr bekannt wurde er durch seinen Roman „Der Vorleser“, der auch verfilmt wurde.

Christian Mayer schreibt in der Süddeutschen: “Im Grunde zeigt sich Schlink in seinem neuen Buch als Romantiker alter Schule: Kaspar versucht die Enkelin mit seinem ganzen Bildungs- und Erfahrungsschatz, vor allem mit klassischer Musik, an sich zu binden. Es hat schon etwas Berührendes, wie er sie, als sie ihn endlich in Berlin besucht, jeden Abend mit einer anderen Komposition in den Schlaf wiegt.”
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Annemarie Stoltenberg im NDR: “Schlinks Roman rüttelt auf und regt zum Nachdenken an”
Der komplette Beitrag auch zum Anhören.

Radioeins und rbb Kultur präsentieren die Lesung in Kooperation mit dem Diogenes Verlag. radioeins überträgt die Lesung mit Bernhard Schlink.
Zu hören und zu sehen auf Youtube [1:26:51]

Dorothea Westphal im Deutschlandfunk Kultur: “Die Lektüre lässt einen zwiespältig zurück. Schlink packt viel in den Roman. Was überzeugt, sind die leisen Töne, die Trauer als Antrieb, nach der verlorenen Tochter zu suchen, überhaupt der einfühlsam erzählte erste Teil. Und dass es in diesem Konflikt keine einfache Lösung gibt. Alles andere wäre auch zu blauäugig gewesen.”
Zum vollständigen Beitrag

Das Buch gehört zum Bestand der Stadtbibliothek Syke. In der Onleihe ist es als E-Book und als Hörbuch auszuleihen.

Ein Kommentar

  1. Kerstin Nowak

    Es wird u.a. die Frage aufgeworfen, ob und wie es überhaupt möglich ist, jemanden aus einem rechtsextremen Umfeld herauszuholen. An manchen Stellen klingt die Geschichte für mich sehr konstruiert: Wer würde einem Rechtsextremen ohne weiteres 25.000 Euro überweisen, ohne dass die Erbansprüche der Tochter bzw. der Enkelin geklärt sind oder an einer Erntefeier in der völkischen Gemeinschaft teilnehmen und und Nazi-Lieder mitsingen?! Trotzdem regt der Roman auf jeden Fall sehr zum Nachdenken an! Danke für die Empfehlung!

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